47 Todesfälle in Griechenland, Italien und Serbien

Südeuropäische Länder melden derzeit vermehrt tödliche Fälle des West-Nil-Fiebers. Die Viruserkrankung wird hauptsächlich von Mücken übertragen. Allein in Griechenland, Italien und Serbien summierte sich die Zahl der Betroffenen in den vergangenen Wochen auf knapp 50:

  • In Italien gab es zwischen Anfang Juni und dem 23. August nach Angaben der Gesundheitsbehörde ISS zehn Tote. Dort sind der Norden sowie Teile Sardiniens besonders betroffen.
  • In Griechenland stieg die Zahl der gestorbenen Menschen innerhalb einer Woche um 5 auf 16, wie eine Sprecherin der Behörde Keelpno gegenüber der Nachrichtenagentur ANA-MPA mitteilte. Die meisten Fälle wurden auf der Halbinsel Peloponnes und in den ländlichen Regionen rund um Athen sowie im Gebiet um die Hafenstadt Thessaloniki erfasst.
  • In Serbien wurden seit Jahresbeginn 21 Todesfälle bestätigt, wie die Behörden am Mittwoch mitteilten. Dort besteht vor allem in der Hauptstadt Belgrad die Gefahr, sich zu infizieren.

In den drei Ländern wurden insgesamt rund 400 weitere Infektionen nachgewiesen. Die tatsächliche Zahl dürfte weitaus höher liegen: Rund 80 Prozent der Erkrankten entwickeln keine oder harmlose Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen.

In Italien breitet sich der Erreger jedoch bei verhältnismäßig vielen Patienten auf das Nervensystem aus, wie die Gesundheitsbehörde berichtete. Insgesamt verliefen demnach 103 der bisher 255 bestätigten Infektionen schwer. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr wurden in Italien der Nachrichtenagentur Ansa zufolge insgesamt nur 55 Infektionen erfasst, 27 mit schwerem Verlauf. Nur ein Mensch starb.

Deutschland: Virus erstmals bei Vogel nachgewiesen

Auch aus Rumänien, Ungarn, Frankreich, dem Kosovo, Kroatien und Bosnien wurden bestätigte Fälle gemeldet. In Deutschland tritt das West-Nil-Fieber nur sehr selten auf, wobei es sich bisher immer um aus dem Ausland eingeschleppte Fälle handelte. Allerdings wurde das Virus jetzt erstmals bei einem Vogel in Deutschland nachgewiesen, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems am Mittwoch mitteilte.

Dem FLI zufolge war ein Bartkauz in Halle (Saale) mit dem Erreger infiziert. Das Tier war Mitte August tot in seiner Voliere gefunden worden. Wie der Erreger nach Halle gelangte, ist derzeit nicht bekannt. Detaillierte Untersuchungen sollen laut FLI Aufschluss darüber geben. Geprüft werde auch, ob blutsaugende Stechmücken in der Umgebung das Virus in sich tragen.

Vögel sind der wichtigste Wirt des Virus. Mücken infizieren sich häufig, wenn sie die Tiere stechen und können den Erreger anschließend an den Menschen weitergeben. Aus diesem Grund ereignen sich viele Ausbrüche entlang typischer Routen von Zugvögeln.

Dieser Sommer: Mehr Fälle, früherer Beginn

Dass das West-Nil-Fieber in Teilen Europas vorkommt, ist normal. Bereits 1996 gab es einen größeren Ausbruch in Rumänien. Seitdem ist die Krankheit immer wieder in europäischen Ländern, vor allem Italien, Griechenland und Rumänien, aufgetreten. Diesen Sommer ereigneten sich die ersten Fälle jedoch besonders früh, außerdem waren die Fallzahlen deutlich höher als in den Jahren zuvor.

In den betroffenen Gegenden hatte es im März besonders viel geregnet, April und Mai waren ungewöhnlich warm, heißt es in einem Bericht der EU-Seuchenschutzbehörde (ECDC). Dadurch könnten sich die Mücken besonders stark vermehrt haben.

Es muss damit gerechnet werden, dass die Zahl der Betroffenen in den nächsten Wochen weiter ansteigt: Seinen Höhepunkt erreicht der Ausbruch in der Regel zwischen Mitte August und Mitte September.

Muskelschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Fieber

Typische Symptome des West-Nil-Fiebers sind Muskel- und Kopfschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Fieber. Zum Teil können auch Übelkeit und Erbrechen hinzukommen. Etwa ein Drittel der Patienten bekommt einen Hautausschlag an Brust, Rücken und Armen. Seltener sind eine Entzündung des Hirns oder der Hirnhäute – dann kann die Infektion tödlich enden.

Gegen die Erreger existieren weder eine Impfung noch eine zielgerichtete Therapie. Bei Komplikationen kommen Flüssigkeitsgaben, Beatmung und andere intensivmedizinische Maßnahmen zum Einsatz. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge erkrankt statistisch betrachtet rund eine von 150 infizierten Personen schwer.

In Griechenland wurde Einwohnern geraten, Verdampfer oder Salben gegen Insekten zu benutzen. Das Auswärtige Amt weist Reisende darauf hin, sich vor Mückenstichen zu schützen.

Abgesehen von Mückenstichen infizieren sich Menschen sehr selten auch durch Bluttransfusionen oder Organtransplantationen. Ebenso ist eine Übertragung von Mutter zu Kind beim Stillen möglich. Davon abgesehen sind am West-Nil-Fieber Erkrankte aber nicht ansteckend für andere Menschen.

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